Manchmal empfinde ich meinen Beruf als "Gedankenaufräumer". So als würde man ein verworrenes Wollknäuel bekommen und es erstmal Stück für Stück abwickeln, um es dann ordentlich aufgerollt wieder zurück zu geben. Das kann ich, weil ich nicht im System stecke. Ich muss beispielsweise bei einer strategischen Visualisierung so oft und auch häufig doof nachfragen, bis ich einen Prozess, ein Produkt oder ein System wirklich verstanden habe. Denn nur dann kann ich diese Dinge auch zeichnen.
Ich durchleuchte mit meinen Fragen jedes Detail und decke damit auch auf, wo noch Punkte offen sind. Am Ende habe ich dann einen Bauplan in der Hand, wie die Dinge zusammen hängen und wie ich diese darstellen möchte.
Beispielsweise wie unterschiedliche Abteilungen miteinander kommunizieren. Wer was wann und warum in welches System eingibt und für wen das wiederum relevant ist.
Es gibt einen Unterschied zwischen komplex und kompliziert
Komplizierte Systeme bestehen aus unterschiedlichen Faktoren, die das Gesamtgeschehen direkt beeinflussen. Das kann zum Beispiel die Bauanleitung für einen IKEA-Schrank sein. Mit fleißigem Lernen könnte man theoretisch jedes komplizierte System immer verstehen, selbst ein Flugzeugcockpit.
Komplex wird es dann, wenn Faktoren hinzukommen, die man nicht beeinflussen kann. Wie beispielsweise das Wetter, Gefühle oder menschliche Kommunikationsschwierigkeiten. Oder aber, wie gerade passiert, eine weltumspannende Pandemie, die ganze Wirtschaftszweige lahmgelegt und eine neue Form der Zusammenarbeit hervorgebracht hat. Diese neue Arbeitsform trägt den logischen Namen NewWork.
Am Anfang der Pandemie haben wir alle vor der großen Frage gestanden "wie denn jetzt?". Keiner wusste, wie eine andere Form der Zusammenarbeit funktionieren kann. Und auch heute noch wird in jedem Workshop, den ich als Graphic Recorderin begleiten darf, die neue Arbeitsform diskutiert. Wieviel Homeoffice tut dem Business gut? In welchen Bereichen funktioniert es, wo nicht? Was sind persönliche Befindlichkeiten? Wo muss man kontrollieren, wo mehr los lassen? Wie funktioniert das mit dem Vertrauen?
Das sind alles hochkomplexe Fragen, die wir in letzter Konsequenz noch gar nicht beantworten können. Und wirklich jede Branche steckt in diesen Fragen. Dort spielen so viele Variable eine Rolle, dass man kaum eine Frage richtig beantworten kann, ohne gleich eine weitere Frage zu stellen.
Welche Antworten für welche Branche in welchem Maß genau die richtigen sind, kann ich natürlich nicht sagen. Aber ich kann zeichnen. Und zwar alles, was noch offen ist und auch alles, was schon an Klarheit gewonnen wurde. Visualisierungen können helfen, aus dem Irrgarten der Annahmen, Einschätzungen und Interpretationen herauszufinden.
Beispielsweise war ich neulich bei einem Kunden, der über das Thema NewWork zum Thema Mindset gekommen ist. Die Frage war, welches Mindset er sich bei seinen Mitarbeitern wünscht und auch welches Mindset sich in der Führungsetage am besten macht. Mit einer Visualisierung des Wunsch-Mindsets hat sich natürlich noch kein einziger Kopf verändert, aber die Wahrscheinlichkeit, dass die Themen hängen bleiben und sich emotional verankern, ist erheblich größer, wenn man Bilder dazu hat. Ein rein gesprochenes oder geschriebenes Wort reißt auch den veränderungswilligsten Mitarbeiter selten vom Bürostuhl.
Die Themen Mindset und NewWork sind also hochkomplexe Dinge. Sie enthalten so viele Faktoren, die wir nicht beeinflussen und erst recht nicht durchschauen können. Aber Bilder helfen dabei, sich von einem Standpunkt aus zu unterhalten.
Auch Strategiebilder können helfen, komplexe und komplizierte Dinge aufzuzeigen. Beispielsweise durfte ich für das Institut für angewandte Arbeitswissenschaften (ifaa) die Strategie aufzeigen, wie die Arbeitswelt der Zukunft aussehen kann und welche Faktoren da eine große Rolle spielen. Alle großen Strömungen wie Nachhaltigkeit, Menschen, Beschäftigungsformen, Technik und Flexibilität sind dabei variable Formen, die man nicht voll durchdringen kann. Wie diese Themen aber untereinander Einfluss nehmen, ineinandergreifen und welche Unterthemen es gibt, zeigt dieses Bild auf. Genauso kann man komplizierte Gesetzestexte oder Zielbilder für eine gute Zusammenarbeit visualisieren.
Der Trick ist, dass Bilder die komplexen und komplizierten Dinge vereinfacht darstellen und somit helfen, die Köpfe zu öffnen. Sie fördern die Kommunikation und führen letztendlich zu einem besseren Verständnis untereinander und auch zum Sachverhalt.
Sie haben Fragen zu Ihrem Thema? Sie wissen nicht, ob Ihnen ein Strategiebild oder ein live gezeichnetes Graphic Recording wirklich hilft? Melden Sie sich gerne bei mir, und wir schauen gemeinsam drauf, wie Bilder Ihnen vielleichtweiter helfen können.
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